Beim wöchentlichen Gesundheitscheck gibt es einige Dinge, auf die man besonders achten sollte, um Krankheiten so schnell wie möglich zu erkennen. Doch bei manchen Krankheiten zeigen sich die Symptome nur bei genauerem Hinsehen. Gerade deswegen ist es wichtig, jede noch so kleine Veränderung am Verhalten des Meerschweinchen zu registrieren.
Wir haben hier einige, für Meerschweinchen nicht gerade untypische Krankheiten zusammengetragen. So kann man sich einen ersten Überblick verschaffen und bei Verdacht den Tierarzt aufsuchen. Auch wenn sich der Verdacht dann nicht bestätigt und das Meerschweinchen gesund ist: Lieber ein Mal mehr zum Tierarzt, als ein Mal zu wenig!
Inhaltsübersicht
Abszesse
Bei Abszessen handelt es sich um Verkapselungen an der Haut, die mit Eiter gefüllt sind. Sofern bestehende Abszesse beim Meerschweinchen nicht durch den Tierarzt geöffnet und ausgespült werden, können sie immer größer werden und aufplatzen. Dass ein Meerschweinchen Abszesse hat, lässt sich nicht so ohne Weiteres erkennen. Meistens lassen sich kleine harte Knoten unter der Haut finden. Ursachen für das Entstehen von Abszessen können Wunden an der Haut sein, durch welche Bakterien in die Haut der Meerschweinchen eindringen können.
Wenn man bemerkt, dass das Meerschweinchen einen Abszess hat, sollte man zunächst einmal genauer gucken, ob es sich um einen kleinen oder einen großen Knoten handelt. Ein kleines verkapseltes Knötchen kann man selbst aufweichen und danach mit homöopathischen Mitteln versuchen, den Knoten aufzulösen. Bei größeren Knoten ist unbedingt der Tierarzt aufzusuchen. Dieser wird den Abszess operativ öffnen oder komplett mit der Kapsel entfernen. Noch einige Tage nach der Operation muss die Wunde mit Wasserstoffperoxyd ausgespült werden. Später wird dann eine Desinfektionslösung auf die Wunde gesprüht, zusätzlich können auch Antibiotika verordnet werden.
Blasenentzündung
Blasenentzündungen können beim Meerschweinchen sehr viele verschiedene Ursachen haben. Vor allem dann, wenn das Meerschweinchen auf einem feuchten Untergrund schläft, kann sich eine Blasenentzündung sehr schnell entwickeln. Aber auch dann, wenn sich Gries im Urin befindet, kann die Blase oder die Harnröhre aufgerieben werden und es kommt zu einer schmerzhaften Blasenentzündung.
Erkennen kann man eine Blasenentzündung daran, dass das Meerschweinchen Schmerzlaute beim Harnabsatz von sich gibt und sich außerdem Blut im Urin befindet. Damit die Blasenentzündung so schnell wie möglich abheilt, sollte man auf Sauberkeit achten. Der Tierarzt kann zur Schmerzlinderung ein Antibiotikum verschreiben.
Durchfall
Bei schlechter Ernährung kann es beim Meerschweinchen zu Durchfall kommen. Eine falsche Fütterung und zu viel Saftfutter können Durchfall begünstigen. Aber auch dann, wenn man das Meerschweinchen aus dem Zoohandel geholt hat, es dort kein Saftfutter bekommen hat und man ihm gleich zu viel Gemüse füttert, kann es zu Durchfall kommen.
Sofern man bemerkt, dass das Meerschweinchen unter Durchfall leidet, sollte man sofort die Fütterung von Saftfutter einstellen. Heu und frisches Wasser sollten aber ausreichend vorhanden sein. Wenn der Durchfall nach 24 Stunden noch nicht abgeklungen ist, sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Auf keinen Fall sollte man Durchfall beim Meerschweinchen unterschätzen, denn insbesondere Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich können für Meerschweinchen tödlich sein.
Arthrose
Durch Vitaminmangel können Meerschweinchen Arthrose bekommen. Doch auch die Veranlagung, das Alter und Übergewicht können für diese Erkrankung verantwortlich sein. Sofern ein Meerschweinchen einmal über Arthrose klagt, lässt sich dieser Prozess lediglich verlangsamen, jedoch nicht mehr rückgängig machen.
Eine Früherkennung mit Hilfe von Röntgenbildern ist leider nicht immer möglich, da die Aufnahmen bei kleinen Tieren wie Meerschweinchen meistens eher unscharf sind. Erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt man plötzlich, dass sich das Meerschweinchen eckig bewegt, kaum mehr springt und nicht mehr so herumtollt wie zuvor.
Bei Arthrose werden vom Tierarzt in der Regel Schmerzmittel verabreicht. Außerdem kann Wärme dem kranken Meerschweinchen gut tun. Alle Maßnahmen sollte man vorher aber mit dem Tierarzt besprechen.
Allergien
Allergien können verschiedene Ursachen haben und beispielsweise durch Veranlagung, aber auch durch ein geschwächtes Immunsystem auftreten. Je nachdem unter welcher Allergie das Meerschweinchen leidet, kann sich diese von den Symptomen her äußerst unterschiedlich zeigen. Beispiele für Symptome bei einer Allergie sind tränende Augen, eine pfeifende Atmung und juckender Hautausschlag. Bleibt eine Allergie unbehandelt, kann sie zum Tod des Meerschweinchen führen.
Um herauszufinden, was die Allergie verursacht, sollte man darauf achten, welche Veränderungen in den letzten sechs Monaten im Umfeld des Meerschweinchen stattgefunden haben. Gegenstände und Spielzeug, das in den letzten sechs Monaten neu in den Meerschweinchen-Käfig gekommen ist, sollte nach und nach entfernt werden. Sollten sich die Symptome auch dann nicht auflösen, ist der Gang zum Tierarzt erforderlich. Wenn dieser eine Stauballergie diagnostiziert, kann man auf Strohpellets umsteigen und die herkömmliche Einstreu dadurch ersetzen.
Hautpilz
Wenn ein Meerschweinchen Hautpilz hat, ist dies auf den Menschen übertragbar. Als Ursachen kann entweder eine latente Infizierung oder aber eine Schwächung des Immunsystems angeführt werden. Ein krankes Meerschweinchen sollte unbedingt von den anderen Meerschweinchen isoliert werden, da es sehr schnell zur Übertragung der Krankheit kommen kann.
Symptome bei Hautpilz sind ein kreisrunder Haarausfall mit einem weißlichen Belag auf der Haut. Krusten, Schuppen oder ein erhöhter Randsaum können ebenso darauf hinweisen, dass ein Meerschweinchen von Hatupilz befallen ist. Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, werden vom Tierarzt Haare und abgeschabte Hautschuppen des Meerschweinchen unter einem Mikroskop untersucht.
Bei Hautpilz findet eine Behandlung mit Medikamenten statt. Dieses wird auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Sollte sich der Hautpilz weiter ausbreiten, kann der Tierarzt Medikamente geben, die von innen heilen. Das Desinfizieren nach Hautkontakt und das Anfassen mit Gummihandschuhen ist bei Hautpilz Pflicht.
Blähungen
Blähungen können durch ungewohntes Futter, eine falsche Fütterung, andere Krankheiten sowie durch eine Nahrungsverweigerung ausgelöst werden. Meistens leiden die Meerschweinchen an einem schmerzempflindlichen und geblähten Bauch, sind träge und apathisch.
Eine Behandlung sollte bei Blähungen so schnell wie möglich stattfinden. Der Tierarzt verschreibt bestimmte Tropfen, die man in den Mund des Meerschweinchen tröpfeln muss. Dieser Vorgang wird alle zwei Stunden wiederholt. Außerdem wird vorerst kein Saftfutter mehr gegeben, Heu und frisches Wasser müssen aber zur Verfügung stehen.
Blähungen können beim Meerschweinchen lebensbedrohlich sein, da sich der Magen-/Darm-Trakt mit Luft füllt und vom Bauch auf das Herz der kleinen Nager drückt. Neben den großen Schmerzen kann es bei Blähungen auch zu einem Herzversagen kommen.
Ovarialzysten
Ovarialzysten, also Eierstockzysten, kommen bei Meerschweinchen sehr häufig vor. Jedoch geht nicht von allen eine Bedrohung aus. Erst dann, wenn die Zysten aktiv werden und das Weibchen schreckhafter und dauerbrünstig wird, muss man die Ovarialzysten behandeln lassen.
Der Tierarzt kann die Zysten mit Hormonspritzen behandeln. Außerdem werden Medikamente verabreicht. Wenn die Ovarialzysten sehr groß sind, hilft meistens nur eine Operation. In der Regel entfernt der Tierarzt hier die komplette Gebärmutter. Wichtig ist hier die Nachbetreuung, für die man sich viel Zeit nehmen sollte, denn eine solche Operation stellt mit den schwersten Eingriff bei einem Meerschweinchen dar.
Parasiten
Leidet ein Meerschweinchen an Parasiten, wird es sich vermutlich sehr häufig kratzen, hat Haarausfall, Schorf und sichtbare Kleintiere im Fell. Diagnostiziert werden Parasiten vom Tierarzt durch die Sichtkontrolle als auch durch das Untersuchen des Hautgeschabsels.
Wenn die Parasiten bestimmt wurden, verordnet der Tierarzt ein Mittel, das die Parasiten bekämpfen soll. Bei Haarlingen, der leichtesten Variante von Parasiten, hilft meistens schon Bolfo-Puder, das man im Zoohandel kaufen kann. Allerdings sollte man die Tiere erst dann behandeln, wenn der Tierarzt Parasiten eindeutig nachgewiesen hat, denn viele Mittel enthalten Gift.
Erkrankungen der Zähne
Die Zähne von Meerschweinchen wachsen jede Woche um mehrere Millimeter. Deswegen ist es äußerst wichtig, dass der Zahnabrieb beim Meerschweinchen sichergestellt wird. Hauptsächlich durch das Kauen von Heu und anderen faserreichen Nahrungsmitteln können die Zähne beim Meerschweinchen abgerieben werden. Gerade deswegen muss einem Meerschweinchen ständig Heu zur Verfügung stehen.
Hartes Brot eignet sich nicht, um die Zähne der Meerschweinchen abzunutzen. Unmittelbar nach dem Abbeißen wird das Brot durch den Speichelfluss zu einer weichen Masse vermengt, welche dem Zahnabrieb nicht zu Gute kommt. Aber auch dann, wenn das Meerschweinchen unentwegt Heu frisst, kann es zu Zahnfehlstellungen kommen. Meistens sind diese angeboren, sie können aber auch durch eine schlechte Ernährung auftreten.
Wenn die Zähne zu lang werden, führt dies dazu, dass das Meerschweinchen nicht mehr richtig fressen kann. Deswegen sollte man die Zähne regelmäßig kontrollieren. Im schlimmsten Fall kann es sonst nämlich zur so genannten Brückenbildung kommen, bei der das Meerschweinchen nicht mehr kauen kann und qualvoll verhungert.
Sofern das Meerschweinchen plötzlich nichts mehr frisst, sollte man den Tierarzt aufsuchen. Dieser kann dann die Zähen kontrollieren und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.
Erkältung
Dass Meerschweinchen Erkältungen bekommen, ist leider keine Seltenheit. Meistens wird diese Erkältung durch Viren und Bakterien hervorgerufen. Ein geschwächtes Immunsystem ist aber viel anfälliger als ein intaktes. Wenn sich der Meerschweinchen Käfig an einem Platz befindet, wo Zugluft herrscht, oder wenn dieser an der Heizung steht, kann auch dies zu einer Erkältung führen.
Husten, Niesen und Nasenfluss können Anzeichen dafür sein, dass ein Meerschweinchen eine Erkältung hat. Aber auch Durchfall kann ein Anzeichen dafür sein, dass man zum Tierarzt gehen sollte. Wer selbst erkältet ist, sollte nach Möglichkeit den Kontakt mit seinen Meerschweinchen vermeiden, da sich die Krankheit auf das Meerschweinchen übertragen kann. Zusätzlich ist besonders auf Hygiene zu achten.
Meistens behandelt der Tierarzt die Erkältung des Meerschweinchen mit Antibiotika. Nach Absprache mit dem Tierarzt können zusätzlich Vitaminpräparate verabreicht werden. Ebenso kann Wärme, beispielsweise durch eine Rotlichtlampe, dazu führen, dass das Meerschweinchen schnell wieder gesund wird. Auch eine Inhalation kann helfen. Hierfür setzt man das Meerschweinchen in die Transportbox und hält dann eine Schale mit einem heißen Kamillenaufguss darüber.
Haarlinge
Haarlinge sind bei Meerschweinchen keine Seltenheit, können jedoch recht gut bekämpft werden. Dass ein Meerschweinchen unter den Läusen leidet, kann man daran erkennen, dass es sich sehr oft kratzt. Wenn man das Meerschweinchen näher betrachtet, kann man auch kleine, gelbe Würmchen erkennen, die durch das Fell des Meerschweinchen kriechen. Zwar sind Haarlinge an sich für das Meerschweinchen nicht gefährlich, doch dadurch, dass sich das kleine Tier relativ oft kratzen muss, fügt es sich kleine Wunden zu, welche wiederum zu einer schlimmen Infektion führen können.
Die Ursache für einen Befall von Haarlingen kann schlechtes Heu oder schlechte Einstreu sein. Doch auch bei guter Haltung und Ernährung lassen sich Haarlinge nicht vermeiden. In der Regel wird vom Tierarzt ein Spray oder ein Puder verordnet, das man beim Meerschweinchen auf die betroffenen Stellen auftragen muss. Auch die Umgebung des Meerschweinchen sollte eingesprüht werden.
Flöhe
Meerschweinchen sind für Flöhe sehr empfänglich. Beispielsweise können sich Flöhe vom Menschen auf das Meerschweinchen übertragen, aber auch der Kaninchenfloh oder der Katzenfloh kann sich auf dem Meerschweinchen niederlassen. Typisch für den Befall von Flöhen sind Ekzeme und ein typischer Flohkot.
Behandelt werden Flöhe über den Tierarzt mit Frontline. Allerdings wird nicht direkt das Meerschweinchen eingesprüht, sondern man verteilt den Wirkstoff erst auf Handschuhen und dann gleichmäßig auf dem Fell des Meerschweinchen. Aber nicht nur das kranke Meerschweinchen selbst, sondern auch die anderen Meerschweinchen, die gemeinsam im Käfig wohnen, sowie die komplette Umgebung, sollte eingesprüht und desinfiziert werden.
Hitzschlag
Meerschweinchen sind von Natur aus sehr hitzeempfindlich. Bereits Temperaturen von mehr als 26 Grad sind ihnen unangenehm. Vor allem im Sommer, wenn man Meerschweinchen im Garten Auslauf gibt, sollte man darauf achten, dass diese niemals der prallen Sonne ausgesetzt sind. Ansonsten kann es sehr schnell zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag kommen.
Das erste Zeichen dafür, dass das Meerschweinchen einen Hitzschlag bekommt, ist eine sehr flache und schnell Atmung. Sofern dies zutrifft, muss das Meerschweinchen sofort ins Kühle gebracht und mit kühlen Umschlägen eingewickelt werden. Auch Trinken ist jetzt sehr wichtig. Nach der ersten Sofortmaßnahme ist umgehend ein Tierarzt aufzusuchen.
Ohrenentzündung
Eine Ohrenentzündung beim Meerschweinchen kann durch verschiedene Dinge verursacht werden. Zum Beispiel können Bakterien, Milben und Pilze für eine solche Erkrankung verantwortlich sein. Symptome, die auf eine Ohrenentzündung hindeuten, sind ein vermehrtes Kopfschütteln, das mit einem Juckreiz einhergeht und eine starke Talgbildung. Nicht selten kommt es zu Blutohren.
Wichtig bei einer Ohrenentzündung ist eine gründliche Reinigung beider Ohren mit Babyöl oder Paraffinöl. Je nachdem, welcher Ursache die Ohrenentzündung zu Grunde liegt, muss danach ein Mittel gegen Ohrmilben oder gegeben einen Pilz- und Bakterienbefall verabreicht werden. Auch nach der Abheilung muss die Behandlung fortgesetzt werden.
Tumore
Tumore sind bei Meerschweinchen eher selten. Dennoch sollte man beim wöchentlichen Gesundheitscheck besonders auf Verdickungen an der Haut achten. Gegebenenfalls sollte man dies dann von einem Tierarzt abklären lassen.
Tumore, die wich im Rückenmark oder in den Wirbelkörpern befinden, beeinträchtigen die Reizleitung beim Meerschweinchen und führen nicht selten zur Lähmung beim Meerschweinchen. Je nachdem, wie der Tumor liegt, kann er durch den Tierarzt operativ entfernt werden. Da ein Tumor für jedes Meerschweinchen lebensbedrohlich ist, sollte man schon beim leisesten Verdacht den Tierarzt aufsuchen und das Meerschweinchen röntgen und abtasten lassen.